Ab in die Sonne - Was wir uns von Naturvölkern abschauen können!
Ab in die Sonne – Was wir uns von Naturvölkern abschauen können!
Wer hat eigentlich herausgefunden, dass Sonne so gesund ist?
Es war Kurt Huldschinsky. Der Kinderarzt jüdischer Abstammung entdeckte 1918 die erste wirksame Heilmethode gegen Rachitis (gestörte Mineralisation der Knochen). Anfang des 20. Jahrhunderts war etwa jedes zweite Kind in Deutschland von Rachitis betroffen. Huldschinsky heilte Millionen von Kindern durch die Therapie mit UV-Licht und wurde dafür 1929 für den Medizinnobelpreis nominiert.
Das Sonnenhormon Vitamin D wird hauptsächlich durch die UVB-Strahlung der Sonne in unserer Haut gebildet. Bereits 15-30 Minuten Mittagssonne pro Tag auf unbedeckter Haut würden ausreichen, um optimal mit Vitamin D versorgt zu sein. Allerdings lässt dies das moderne Leben kaum zu. Hinzu kommt noch, dass in nördlich gelegenen Breitengraden, worunter auch Deutschland fällt, die Sonneneinstrahlung von Oktober bis März stark eingeschränkt und selbst im Sommerhalbjahr bei starker Bewölkung um bis zu 90 % reduziert und damit nicht ausreichend ist.
Ganz anders ist es in Breiten südlich des Äquators. Forscher haben dort Naturvölker hinsichtlich ihres Vitamin D-Spiegels im Blutserum untersucht. Bei 35 Massai und 25 Hadzabe, Völker nahe des Äquators in Tansania wurde der Vitamin D-Status untersucht. Beide Völker halten sich überwiegend im Freien auf und ihre Körper sind nur mäßig mit Kleidung bedeckt. Direkte starke Sonneneinstrahlung meiden sie.
Die durchschnittlichen Werte der Massai lagen bei 119 nmol/l (48 ng/ml) und variierten zwischen 58 und 167 nmol/l. Die Vitamin D-Spiegel der Hadzabe lagen mit durchschnittlich 109 nmol/l (44 ng/ml) in einem ähnlichen Bereich (71-171 nmol/l. Auch fanden die Forscher heraus, dass die Ernährungsgewohnheiten, mit viel Fisch auf dem Speiseplan keine entscheidende Rolle spielte, sondern vielmehr die Sonnenlicht-Exposition.
Laut Michael Holick, dem Entdecker der aktiven Form von Vitamin D liegen optimale und gesundheitsfördernde Vitamin-D-Werte im Bereich von 100-150 nmol/l (40-60 ng/ml). Werte unter 50 nmol/l (20 ng/ml) zeigen ein extremes Defizit des Vitamins. Somit würden die Untersuchungsergebnisse der Naturvölker mit der Einschätzung von Holick übereinstimmen.
Vitamin D ist für zahlreiche Stoffwechselprozesse im Körper verantwortlich, zudem finden sich Rezeptoren für das Hormon in vielen Körperzellen. Somit verbessert Vitamin D die Immunabwehr und auch Herzerkrankungen, Darmkrebs, Demenz, multiple Sklerose, Diabetes und andere chronische Krankheiten gehen oft mit niedrigen Vitamin D-Werten einher.
Wer alltagsbedingt kaum Sonne abbekommt, sollte seinen Vitamin-D-Spiegel ärztlich abklären lassen und sich die „Sonne aus dem Fläschchen“ besorgen. Von einer Hochdosistherapie einmal wöchentlich oder monatlich ist abzuraten. Studien dazu lieferten wiederholt schlechte Ergebnisse. Die regelmäßige tägliche Einnahme von 1000-3000 IE (je nach Ausgangswert, Gewicht und Größe) eines hochwertigen Präparates kommen der natur-analogen Art der Vitamin D-Bildung am nächsten.
Doch am natürlichsten und wirkungsvollsten ist immer noch der regelmäßige Aufenthalt in der Sonne. Außerdem wirkt sich Tageslicht durch das in der Haut gebildete Beta-Endorphin positiv aufs Gemüt aus und reguliert den natürlichen Tagesrhythmus.
Also, einfach mal wieder raus in der Mittagspause!
Quellen:
- Luxwolda MF, Kuipers RS, Kema IP, van der Veer E, Dijck-Brouwer DA, Muskiet FA (2013): Vitamin D status indicators in indigenous populations in East Africa. Eur J Nutr; 52(3):1115-25.
- Gröber U, Spitz J, Holick MF, Wacker M, Kisters K (2013): Vitamin D: Update 2013: Von der Rachitis-Prophylaxe zur allgemeinen Gesundheitsvorsorge. Deutsche Apotheker Zeitung; 153(15): 1518-1526.
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