Mikronährstoffe im fortgeschrittenen Alter

Mikronährstoffe im fortgeschrittenen Alter

Mikronährstoffe im fortgeschrittenen Alter

Im fortschreitenden Alter kommt es physiologisch zu einigen Veränderungen im Körper, die auf unterschiedlichen Organ- und Zellebenen stattfinden. Dieser natürliche Alterungsprozess bringt viele Veränderungen mit sich und begünstigt nicht zuletzt das Entstehen einiger Krankheiten. Von besonderer Bedeutung sind hier Funktionseinschränkungen bis hin zu manifesten Erkrankungen vor allem des zentralen Nervensystems und des Herz-Kreislaufsystems. Die wohl häufigsten Erscheinungen, die mit dem Altern in Verbindung gebracht werden sind neurologische Erkrankungen der Abnahme kognitiver Fähigkeiten (Wahrnhemen, Erkennen, Erinnern Denken und Konzentration), Morbus Parkinson und den Herz-Kreislauf- Erkrankungen wie vor allem Herzinsuffizienz und Bluthochdruck mit erhöhtem Arterioskleroserisiko.

Das Gehirn hat einen hohen Energiestoffwechsel und daher auch die höchste Dichte an Mitochondrien (die Kraftwerke der Zellen, die die Energie (ATP) für den Körper bereitstellen). Für einen optimalen Energiestoffwechsel braucht der Körper Sauerstoff, Glukose, langkettige Fettsäuren und Melatonin. Diesen Stoffen ist allen gemein, dass sie in ausreichender Form (oxidativem) Stress entgegenwirken und das Gehirn dadurch ausreichend versorgen und es vor Entzündungen, Substanz- und Strukturschäden schützt.

Die Orthomolekularmedizin (von altgr. ὀρθός orthós ‚richtig‘ und molekular) also jene Medizin, die sich mit der Substitution von Vitaminen und Mikronährstoffen befasst, bietet hier interessante Aspekte, um nicht nur präventiv, sondern auch therapeutisch auf altersbedingte Erkrankungen einzuwirken.

Folgende Mikronährstoffe sind sinnvolle Ergänzungen, um auch im Alter die geistige und körperliche Fitness zu erhalten:

Alpha-Liponsäure

Die Alpha-Liponsäure hat den Vorteil, dass es ungehindert ins Gehirn gelangt (Bluthirnschranke) und bei seiner antioxidativen Reaktion nicht selbst zum Radikal wird. Es hat eine sehr große antioxidative Wirkung und kann zudem anderer Antioxidantien regenerieren (wichtig bei Morbus Parkinson). Außerdem ist es essentiell für die Bildung wichtiger Enzyme im mitochondrialen Energiestoffwechsel. Bei Erkrankungen des Nervensystems fällt es stark ab. Durch adäquate Zufuhr von Alpha-Liponsäure kann hier entgegengewirkt werden.

Carnitin

Carnitin ist wichtig, um Fettsäuren in die Mitochondrien einzuschleusen und daraus Energie gewinnen zu können. Außerdem ist es Regulator für energiereiche Kohlenstoffverbindungen. Ein Mangel an Carnitin führt zu Funktionsstörungen in den Mitochondrien, was ursächliche Mechanismen des Alterungsprozesses darstellen.

Glutathion

Glutathion in seiner reduzierten Form (GSH) ist eine Schlüsselsubstanz im Mitochondrienstoffwechsel. Niedrige Werte von Glutathion können Erkrankungen hervorrufen. Vor allem bei Morbus Parkinson sind besonders niedrige GSH-Spiegel nachgewiesen worden, die sogar mit dem Schweregrad der Erkrankungen im Zusammenhang stehen.

Q10

Coenzym Q10 spielt eine entscheidende Rolle bei der Energiegewinnung im Mitochondrium. Ohne dieses Coenzym würde der Körper kein ATP, also keine Energie bereitstellen können. Außerdem schützt es die innere Mitochondrienmembran.

Magnesium

Magnesium ist ein Schlüsselelement bei der Vervielfachung unserer DNA und wirkt so der Zellalterung entgegen. Zudem hat es auch einen Einfluss auf den Energiestoffwechsel in den Zellen.

Melatonin

Melatonin ist vor allem als Schlafhormon bekannt. Aber auch im Alterungsprozess spielt es eine wichtige Rolle, denn von Natur aus gibt es einen altersbedingten Abfall der Hormonspiegel im Körper: Östradiol, Testosteron, Wachstumshormon, Thyroxin und Melatonin. Das Melatonin steuert unseren natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. In der Nacht steigt das Melatonin an, um uns Schlafen zu lassen. Ab dem 60. Lebensjahr gibt es kaum noch unterschiede zwischen den Tag- und Nachtwerten. Daher kann mit Melatonin altersbedingten Schlafstörungen entgegengewirkt werden. Außerdem kommt ihm ebenfalls eine antioxidative Wirkung zu.

Omega-3-Fettsäuren

Stoffwechselprozesse können nur ablaufen, wenn die Zellmembran intakt ist und diese besteht aus Fettsäuren. Je höher der Anteil an ungesättigten Fettsäuren in der Zellmembran, desto besser funktionieren sie biochemisch. Besonders natürlich im Gehirn und auch an der Netzhaut muss die Membran eine hohe Funktionalität aufweisen. Eine Ernährung mit ausreichend ungesättigten Fettsäuren ist in jedem Lebensalter wichtig, aber ganz besonders im hohen Alter.

Vitamin D

Rezeptoren für Vitamin D befinden sich an vielen Organen wie z.B. den Lymphozyten, den Nervenzellen, den Herzmuskelzellen, dem Gefäßendothel etc., daher zeigt Vitamin D vielfältige Stoffwechseleffekte: Vitamin D schützt die Knochen, steigert die Infektabwehr und es gibt sogar neue Zusammenhänge zwischen Vitamin D- Spiegeln und der Gesamtmortalität (Sterblichkeit) bzw. der kardiovaskulären Sterblichkeit. Auch Zusammenhänge mit neurodegenerativen- und Tumorerkrankungen wurden festgestellt. Daher ist eine (wir empfehlen) dauerhafte Substitution der effektivsten Methoden in der Präventions- und Anti-Agingmedizin.

Vitamin E

Vitamin E fungiert als wichtigstes Antioxidans im menschlichen Körper. Zudem wirkt es antientzündlich.

Sekundäre Pflanzenstoffe

Nachgewiesenermaßen zeigen viele sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole ausgeprägte antioxidative, antientzündliche und antikarzinogene Effekte und haben großen Einfluss in viele Stoffwechselprozesse, die den Alterungsprozess mit beeinflussen.

Nicht nur mit zunehmendem Alter weist der Körper ein Defizit an den oben genannten Stoffen auf, sondern vor allem auch bei Stress.

Im Rahmen der Stressmedizin und auch bei neurologischen Erkrankungen bestimmen wir gezielt die Vitamine und Mikronährstoffe über ein detailliertes zelluläres Blutbild, um Defizite erkennen und mit ganz gezielter Substitution ausgleichen zu können.

 

Quelle:

Friedrichsen, H.-P. (2015). Mikronährstoffe im Alter. In: Zeitschrift für Komplementärmedizin. 2015;6: 30-33